Alt - Borkum Der Strand um 1901 Der Strand um 1883
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Gräber ohne Namen Gräber ohne Namen
Hinweis: Da auch die plattdeutsche Sprache - wie grundsätzlich jede Sprache - oft erst sinnentnehmend erschließbar wird, wurden zum besseren Verständ- nis der Sprachbildung an speziellen Stellen eine fast wörtliche Übersetzung von Teilsätzen und Begriffen innerhalb runder Klammern ( .. ) aufgezeigt.
Sprachausgabe des plattdeutschen Textes!
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Graffsteden sünder Namen Novembermaand – stille Maand – Trüürdagen
Gräber ohne Namen Novembermonat – stiller Monat – Trauertage
De Mensken gahn na’t Karkhoff, um de Graffsteden in de Riege tau brengen, bevör de lange Winter kummt. Man steiht vör de Graffsteine mit de Name, de Levenstied un de Gedachten gahn taurügg.
Die Menschen gehen zum Friedhof, um die Gräber in Ordnung zu bringen, bevor der lange Winter kommt. Man steht vor den Grabsteinen mit dem Namen, der Lebenszeit und die Gedanken gehen zurück.
Vööl Börkumer Mannlüü wassen frauger Fahrenslüü, bin mit hör Schepen haast um de heile Wereld seilt.
Viele Borkumer Männer waren früher Fahrensleute, sind mit ihren Schiffen fast um die ganze Welt gesegelt.
Un de Frouen stunnen up de Dünen an de Strandskante, vull Bangen un Hope, dat seej gesund un flügg weer kwammen.
Und die Frauen standen auf den Dünen am Strand, voller Bangen und mit der Hoffnung, dass sie gesund und flügge wieder kommen.
Man dat gung neit alltied gaud. De Karkenbauken van de reformeierde Gemeinde up Börkum is vull van Namen, dej wiet weg overleden bin, dör Krankte off dör ein Malöör: over Boord gahn, tau de Mast utfallen.
Aber das ging nicht immer gut. Die Kirchenbücher der reformierten Gemeinde auf Borkum sind voll mit Namen, die weit weg gestorben sind, durch Krankheit oder durch ein Unglück über Bord gegangen, von dem Mast gefallen.
Na Weken un Maanden – sünder Naricht - ein Loopfüür dör’t Dörp: Seej bin d’r weer! Dann stunn menegmal ein holten Kiste boven an Deck. De Söhn, de Vader – heej is d’r neit mehr. Man sien letzde Rüst sall heej up’t Eiland finden, up Karkhoff bi de veierkantege Toorn.
Nach Wochen und Monaten – ohne Nachricht – (ging) ein Lauffeuer durch das Dorf. Sie sind wieder da! Dann stand oft ein Holzkiste oben an Deck. Der Sohn, der Vater – er ist nicht mehr. Aber seine letzte Ruhe soll er auf dem Eiland finden, auf dem Friedhof bei dem viereckigen Turm.
De Börkumers wussen bestgaud: dat Water sitt vull Gefahren. Hau faak is dat gebört, dat an de Strand ein Dode lagg, ein Drinkeldode. Dagen, Weeken harr heej in’t Water legen, was haast neit mehr tau kennen. Un de Glowe tau disse Tied hett verboden, dat de Menske up de christleke Karkhoff tau liggen kwamm.
Die Borkumer wussten sehr gut: das Wasser ist voller Gefahren. Wie oft ist das passiert, dass am Strand ein Toter lag, ein Ertrunkener. Tage, Wochen hatte er im Wasser gelegen, war fast nicht mehr zu erkennen. Und der Glaube in dieser Zeit hat verboten, dass der Mensch auf dem christlichen Friedhof beerdigt wurde (zum Liegen kam).
Man hett ein Stee funden, in de Dünen un neumt: Drinkeldodenkarkhoff. Over de „Dodemannsdelle“ schrieven verskeiden Lüü, dat ein engels Schipp vör Börkum undergahn is un haast 300 Mensken verdrunken bin.
Man hat eine Stelle gefunden, in den Dünen und genannt: „Friedhof der Ertrunkenen“. Über die „Dodemannsdelle“ (Tal des toten Mannes) schreiben verschiedene Leute, dass ein englisches Schiff vor Borkum untergegangen ist und fast 300 Menschen ertrunken sind.
Man gediegen, man kann kein Berichten in de Archiven up’t Fastland daarover finden.
Aber merkwürdig, man kann keine Berichte in den Archiven auf dem Festland darüber finden.
Harr dej Dode Geld bi sück, off ein golden Ring in’t Ohr, kwamm heej in ein holten Kiste, dej andern hett man in Stroh inwickelt.
Hatte der Tote Geld bei sich, oder einen goldenen Ring im Ohr, kam er in eine hölzerne Kiste, die anderen hat man in Stroh eingewickelt.
Siet 1859 hett man disse Mensken, dej andreven bin, uk in’t Karkenbauk indragen un as de neeje Karkhoff an de Diekstrate kwamm, funnen seej hier hör letzde Rüst.
Seit 1859 hat man diese Menschen, die angetrieben sind, auch in das Kirchenbuch eingetragen und als der neue Friedhof an der Deichstraße kam, fanden sie hier ihre letzte Ruhe.
Nüms kennt hör Name, keineeine weit, waarher seej bin.
Keiner kennt ihren Namen, keiner weiß, woher sie sind.
De Heimatverein up’t Eiland Börkum hett in de Benaate ein Denkmal upstellt, tau Besinnen un Inhollen:
Der Heimatverein auf dem Eiland Borkumer hat in der Nähe ein Denkmal aufgestellt, zum Besinnen und Einhalten:
Vergeet hör neit!
Vergesst sie nicht!
Borkum Borkum
Jan Schneeberg