Zur Eindämmung der seit 1914 bestehenden Inflation, die sich um 1923 zur galoppierenden oder auch Hyper-Inflation ausweitete, beschloss die Reichsregierung im September 1923 die Notenpresse stillzulegen. Durch diese Maßnahme wurden die Städte und Gemeinden gezwungen, eigenes Notgeld aus zu geben.
Die Beendigung der Inflation konnte aber erst mit der am 15. November 1923 eingeführten Zwischenwährung, der Rentenmark, erreicht werden. Diese wurde dann durch das Münzgesetz vom 30. August 1924 von der Reichsmark abgelöst.
Notgeldscheine der Gemeinde Borkum
Noch vor der Unterzeichnung des Waffenstillstandsvertrag am 11. November 1918, dieses Datum kann Defakto als Kriegende gesehen werden, war de Borkumer Gemeinde gezwungen, eigene Geldscheine bzw. Gutscheine in den Umlauf zu bringen.
Auf diesen Scheinen spiegelt sich in gewisser Weise der insulare (Galgen-) Humor wieder, der mit zunehmender Not immer stärker zum Ausdruck kam.
|
Diese Gutscheine vom 10. Juni 1918 hatten eine Größe von ca. 6,5 cm Länge und ca. 5 cm Breite. Auf der Vorderseite war als Federzeichnung das Dorf mit dem neuen Leuchtturm in der Mitte und dem alten Turm links im Bild dargestellt.
|
Auf der Rückseite tummelten sich Plattfische im Wasser, die viele Luftblasen erzeugten. Die Zeichnung ist mit den Kürzeln F.G gekennzeichnet.
|
Als Text steht auf der Rückseite: ”Auf Borkum ist alles anders” und ”Dieser Gutschein verliert seine Gültigkeit, wenn er nicht innerhalb drei Monate nach erfolgter öffentlicher Aufforderung bei der Kasse der Gemeinde Borkum eingelöst wird”
|
War auf den Gutscheinen von 1918 nur die klassische borkumer Feststellung ”Auf Borkum ist alles anders” zu sehen, so ist bei den Gutscheinen von 1. August 1920 bereits die zusätzliche Feststellung ”Wie man’s macht, ist’s falsch.” aufgedruckt.
|
|
Die folgenden Notgeldscheine vom 25. Oktober 1923 sind nicht nur hinsichtlich der Dokumentation des inflationär bedingten Wertverlustes interessant. Durch die auf diesen offiziellen (Ersatz-) Banknoten aufgedruckten humorvollen Kommentaren ist auch der damalige Zeitgeist erkennbar.
|
Abschrift der Randbeschriftungen:
Man proot van Dod und düre Tied
Nu ist’t so wiet !
Oh ! Hinderk, Harms, Jan, Peter!
Wann word de Tied woll beter!
Man spricht von Tod und teuren Zeiten
Nun ist es so weit!
Oh! Hinderk, Harm, Jan, Peter!
Wann wird die Zeit wohl besser!
|
|
|
Der Tageswert dieser Scheine ist schlecht ermittelbar.
Der US-Dollar, der 1914 mit 4,20 Mark notiert wurde, erreichte im Jahre 1923 in den einzelnen Monaten die folgenden überschlägigen Notierungen.
|
Inflation - Notgeld - 1914-1923
Inflation - Notgeld - 1914-1923
Inflation - Notgeld - 1914-1923
Ebene 3
Ebene 3