Alt - Borkum Der Strand um 1901 Der Strand um 1883 T O P T O P
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Der folgende nette plattdeutsche Beitrag erzählt vom Glaubens an den Weihnachtsmann! Wirklich nur Kinderlogik?
Der Weihnachtsmann und die Kinderlogik Der Weihnachtsmann und die Kinderlogik
Ein lüttjet Wicht un de Wiehnachtsmann
Ein kleines Mädchen und der Weihnachtsmann
Jan sien lüttje Dochder was nu haast fiev Jahr old, man de Glowe an de Wiehnachtsmann satt in hör, so fast inmüürt, daar kunnen uk de grotere Kinder mit hör Gekauel – de Wiehnachtsmann, dej gefft dat neit! – hör noit van offbrengen. In hör Oogen was dat ein staffolde Baas mit ein lange witte Bart, dej mit sien Kuutze elket Jahr weer van de Heemel kwamm un för alle Kinderkes allemachdeg moij Spöltüüg over harr.
Die kleine Tochter von Jan war nun fast fünf Jahre alt, aber der Glaube an den Weihnachtsmann saß in ihr, so fest eingemauert, da konnten auch die größeren Kinder mit ihrem Geschwätz - den Weihnachtsmann, den gibt es nicht! - sie nicht davon abbringen. In ihren Augen war das ein sehr alter Meister (Chef, Boss) mit einem langen weißen Bart, der mit seiner Kutsche jedes Jahr vom Himmel kam und für alle Kinder unglaublich schönes Spiezeug (über) hatte.
Dit Jahr uk, dat stunn ja wall fast! Seej harr uk ja noit Kwaads daan – uk as hör Mauder fakers mal skellen de, dat hör Kamer neit upskiert was. Dat harr de Wiehnachtsmann wiss neit mitkregen off bit tau de hooge Fierdag weer vergeten. Van’t Jahr sull heej hör ein Puppenweige brengen un ein glautneeje Puppke mit moij Haar un uk neeje Kleier un noch ein heile büllte Saaken mehr, all wat so’n lüttje Kuckel gaud bruken kunn.
Dieses Jahr auch, das stand ja wohl fest! Sie hatte ja auch nie Böses getan - auch wenn ihre Mutter öfter schimpfte, dass ihr Zimmer nicht aufgeräumt war. Das hatte der Weihnachtsmann bestimmt nicht mitbekommen oder bis zu dem hohen Feiertag wieder vergessen. Dieses Jahr sollte er ihr eine Puppenwiege bringen und eine funkelnagelneue Puppe mit schönem Haar und auch neue Kleider und noch viele andere Sachen mehr, die ein (liebes) Kleinkind gut gebrauchen kann.
Man daar was noch wat un dat sull nüms weiten: de lüttje Stummel harr ein Presentje för hör Olden un uk wat för hör grote Breuer. Dat harr seej in de Kindergarten sülvst makt. Nüdlek inpackt harr seej de Baul stiekum under hör Bedde verstoppt, heil achtern in de Hauk. De Grooten sullen wall kieken, as seej mit hör Rewe ankwamm. Man dat man daarover nix vertellen dört, dat was doch düchdeg stuur.
Aber da war noch etwas und das sollte niemand wissen: die Kleine hatte ein Geschenk für ihre Eltern und auch etwas für ihren großen Bruder. Das hatte sie im Kindergarten selbst gemacht. Hübsch eingepackt hatte sie die Sachen heimlich unter ihr Bett versteckt, ganz hinten in der Ecke. Die Großen würden wohl gucken, wenn sie mit ihren Sachen ankam. Aber das man darüber nichts erzählen darf, das war doch tüchtig schwer.
Nu kwamm de hoogste Dag nader un de Tied gung neit vörbi. Dat Wachten was ja elendeg. De Vörkamer up Slött, dat Teedrinken namm gein Ende, de Karke för de Lüttjen was heil moij, weer na Huus, noch neit düster. Weer ein Happke tau eten un mitnander an de Tavel sitten un spölen. Man miteins, wat was dat? Ein Klockje was an’t lüden, erst sachte, dann hard. „Daar is d’r, de Wiehnachtsmann“, see Vader. Dat Wichtje umhoog, mit grote Oogen, um de Hauk luuren, weer rüggels, Vader muss mit, um dann versichdeg in de Vörkamer tau stappen.
Nun kam der hohe Tag näher und die Zeit ging nicht vorbei. Das Warten war ja furchtbar. Das Wohnzimmer abgeschlossen, das Tee trinken nahm kein Ende, der Gottesdienst für die Kleinen war sehr schön, wieder nach Hause, noch nicht dunkel. Wieder ein Häppchen zu essen und zusammen am Tisch sitzen und spielen. Aber plötzlich, was war das? Ein Glöckchen läutete, erst leise, dann lauter. „Da ist er, der Weihnachtsmann“, sagte Vater. Das Mädchen hoch, mit großen Augen, um die Ecke lauern, wieder zurück, Vater muss mit, um dann vorsichtig in das Wohnzimmer zu gehen (stapfen).
De Wiehnachtsmann was all weer weg. Daar stunn de grote Wiehnachtsboom mit brannende Keerssen. Mauder was d’r un uk de grote Breuer tau smüsterlachen. Nu koom man nahder, mien lüttjet Wicht. Kiekes, dat is all för di. Nee, wat ein Aardegkeit un Bliedskup. Under de witte Deken stunn wiss un waarafteg ein Puppenweige. Un ein neeje Puppke. Un ein Teller mit Skickergaud un all dat, wat hör Hoope west was. Nu wassen uk de Groten an’t knüsseln bi hör Packjes un de Lüttje neide in Hundjedrafft in hör Kamer un haalde hör Gaud. De Ollden wassen ut Stür un de grote Breuer gaff hör ein dicke Duutje.
Der Weihnachtsmann war schon wieder weg. Da stand der große Weihnachtsbaum mit brennenden Kerzen. Mutter war auch da und der große Bruder schmunzelte. Nun komm schon näher, mein kleines Mädchen. Guck mal, das ist alles für dich. Nein, welch ein Spaß und Freude. Unter der weißen Decke stand wahrhaftig eine Puppenwiege. Und eine neue Puppe. Und ein Teller mit Süßigkeiten und alles das, was sie sich erhofft hatte. Nun waren die Großen dabei ihre Päckchen aufzumachen und die Kleine flitzte (im Hundetrab) in ihr Zimmer und holte ihre Sachen. Die Eltern waren erstaunt (wörtlich: aus dem Steuer) und der große Bruder gab ihr einen dicken Kuss.
Man dann satt seej doodstille up de Deele, see gein Woord, spölde uk neit. T’was, as off seej up wat luurde. Wat is d’r? Bist neit bliede mit dien Saaken? Dat Wichtje see erst nix, man miteins kwamm dat hooge Woord drut: Un wat krieg ik van jau? – Man du mien leiwe Tied, Kind, daar is de Weige, daar is de Puppe, daar is dit un dat.
Aber dann saß sie ganz still (todstill) auf dem Boden, sagte kein Wort, spielte auch nicht. Es war, als ob sie auf etwas lauerte. Was ist los? Bist du nicht froh mit deinen Sachen? Das Mädchen sagte erst nichts, aber dann kam (das hohe Wort) es raus: Und was bekomme ich von euch? Ach du liebe Zeit, Kind, dort ist die Wiege, dort ist die Puppe, dort ist dies und das.
Nee, nee, see dat lüttje Menske, dat is all van de Wiehnachtsmann! Ik harr moje Saaken för jau, tegensiedeg hebben ji jau bedocht, man van jau, mien eigen Olden, hebb ik nix kregen! Dicke Traantjes in de Oogen.
Nein, Nein, sagte das kleine Menschenkind, das ist alles vom Weihnachtsmann! Ich hatte schöne Sachen für euch, gegenseitig habt ihr euch bedacht, aber von euch, meinen eigenen Eltern, habe ich nichts bekommen! Dicke Tränen in den Augen.
Vader un Mauder satten staff, keeken sück an, funnen gein Woorden.
Vater und Mutter saßen fassungslos (hoch erstaunt), sahen sich an, fande keine Worte.
Un ji grote Mensken? Wat harrn ji dann seggt?
Und ihr, (die) große Menschen? Was hättet ihr (dann) gesagt?
Jan Schneeberg
Hinweis: Da auch die plattdeutsche Sprache - wie grundsätzlich jede Sprache - oft erst sinnentnehmend erschließbar wird, wurden zum besseren Verständ- nis der Sprachbildung an speziellen Stellen eine fast wörtliche Übersetzung von Teilsätzen und Begriffen innerhalb runder Klammern ( .. ) aufgezeigt.
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