Liedausgabe des nachfolgenden Textes!
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Das Gedicht „Frauke von Borkum” vom friesischen Heimatdichter, Schriftsteller und
Schuldirektor Georg Ruseler beschreibt den listenreichen, mutigen und erfolgreichen
Kampf der borkumer Frauen gegen die Piraten des gefürchteten Seeräubers “Schwarzer
Rolf”.
Der Sage nach war der „Schwarze Rolf“ nie geboren worden und konnte folglich auch nie
sterben. Deshalb fürchtete er sich nicht vor Tod und Teufel und ließ sich auch von keinem
Kampf bzw. keiner Schlacht beeindrucken.
Da er nun Borkum in räuberischer Absicht noch nicht besucht hatte, beschloss er, dieses
nachzuholen, wohl wissend, dass die borkumer Männer sich fast alle auf Walfang befan-
den und die borkumer Frauen und Mädchen, als vermeintlich leichte Beute, in dieser Zeit
völlig auf sich allein gestellten waren.
Am Fockmast lehnt der Schwarze Rolf.
Nordwest im Nacken, juchhe!
Sauste sein Schiff „Der fressende Wolf",
Hui, durch die friesische See.
Terschelling vorbei und Schiermonnikoog,
Vorüber es keck an Rottum flog,
Im Topp die rote Fahne.
Drängte die wilde Meute herbei:
„Sag' an, Kapitän, was du denkst,
Ob heute du Hamburger Türme drei
Oder Bremer Schlüssel fängst?"
„Was Schiffe! Der Lüder hat Kunde gebracht,
Wir Schlafen alle noch zur Nacht
Auf Borkum in weichen Betten.
Von Borkum, da zog das Mannsvolk aus
Und fischt bei Stärkensmu.
Jedem von uns am Strand ein Haus,
Ein Haus und ein Weib dazu;
Und ob man sich sträubt mit zitterndem Leib,
„Jedem von euch ein junges Weib,
Und mir die gelbe Frauke."
Die blonde Frauke kam vom Strand
Und rief so laut und hell:
„Ihr Frauen, der fressende Wolf kommt gerannt,
Ihr Frauen, ans Ufer schnell!
Landwärts sah ich den Bug sich drehn
Und sah verwegen hoch oben wehn
Im Topp die rote Fahne."
Voske Stint, die klagte: „Ich arme Frau,
Nun ift mein Ulfert in See!"
„Und Hehe ist weg!" rief Antje Schnau,
Und alle schrien: „O weh,
O weh, nun wird man gezwickt und gedrückt,
Nun werden wir alle kahl gepflückt,
Denn weg sind alle Mannsen."
Die blonde Frauke, ach, lachte die laut:
„Auch Tjard ist weg zum Glück.
Doch ließen die Bären die beste Haut,
Die Kirchgangshosen zurück.
Die ziehn wir an, und frank und frei
Laden wir voll mit Pulver und Blei
Die Borkumer Donnerbüchse."
Der Schwarze Rolf zog die Stirne kraus:
„Dem Lüder fünfzig aufs Fell!
Dort drängt das Mannsvolk ja doch heraus
Und schleppt ein verwünschtes Gestell.
Dreht bei, und alle Falkaunen darauf!"
Zu spät! Von drüben blitzt es schon auf,
Pardauz! Das Steuer zerschossen.
Ein lahmer Wolf saß fest auf dem Sand,
Und ob er spukte und biß,
Ein Auge so scharf, eine sichere Hand
Die Haut ihm in Fetzen riß.
Von Bord, da schwirrte Fluch auf Fluch,
Doch war's ein Stündchen kaum, da trug
Der Topp die weiße Fahne.
Einzeln mußten Sie alle ans Land,
Ei, war das ein Spaß,
Als man hurtig Schächer auf Schächer band
Und das Diebsvolk im Turme saß!
Da wand der Schwarze Rolf den Leib:
„Gebunden, gebunden von einem Weib!"
Doch waren aus Hanf die Stricke.
Und Frauke frohlockte: „Tot ist der Wolf,
Und sein Fell, das hätten wir hier!
Was Männer können, schwarzer Rolf,
Das, merkst du, konnten auch wir!
Und kommen unsre morgen nach Haus,
Was wir uns verdienten, gibt keine heraus
Wir tragen auch fürder die Hosen."
Wir danken Herrn Michael Adler (michael_adler1@gmx.de) als Eigentümer
der Musikrechte für die freundliche Genehmigung, das Lied „Frauke von
Borkum“ auf dieser Website Ihnen zu Gehör bringen zu dürfen.
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(Georg Ruseler, Wunderborn, Schünemann, Bremen, vor 12.1904)
(Siehe hier auch Inselpläne; Karte 1713 - Kanone - )