Alt - Borkum Der Strand um 1901 Der Strand um 1883 T O P T O P
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Der folgende plattdeutsche Beitrag soll auch an das Vermächtnis der Opfer der Weltkriege erinnern.
Vergeet hör neit! Vergeet hör neit!
Vergeten?
Vergessen?
Anderlessens kwamm ein junge Frou mit hör Mann un tweej Kinder bi de Heimatverein un wullen weiten, off dat wall ein Liste gaff over dej Doden, dej in de letzde Oorlog an de Strand andreven bin. Seej kwammen ut Holland un de Grootvader was up ein Skip west, dej dör Bomben undergahn was. Na hör Weiten harr geineine overleevt, man sien dode Lichaam sull up Börkum begraven wesen.In de Karkenbauken stunn d’r nix van un uk up dej beide Karkhoffen was gein Spoor tau finden. T’was beduurleg hör neit helpen tau könen, man harrn seej up Karkhoff uk in alle Hauken keken? De Drinkeldoden liggen neit all binander un up de Oostsiet bi de reformeierden bin uk noch Grafftsteden.
Neulich kam eine junge Frau mit ihrem Mann und zwei Kindern zum Heimatverein und wollten wissen, ob es wohl eine Liste gibt über die Toten, die im letzten Krieg an den Strand angetrieben sind. Sie kamen aus Holland und der Großvater war auf einem Schiff gewesen, das durch Bomben untergegangen ist. Nach ihrem Wissen hat keiner überlebt, aber sein toter Körper soll auf Borkum begraben sein. In den Kirchenbüchern stand nichts und auch auf den beiden Friedhöfen war keine Spur zu finden. Es war bedauerlich ihnen nicht helfen zu können, aber hatten sie auf dem Friedhof auch in alle Ecken geguckt? Die Ertrunkenen liegen nicht alle zusammen und auf der Ostseite bei den reformierten sind auch noch Grabsteine.
Ein paar Stünden later wassen seej d’r weer. Seej harrn de Grootvader funden, de Stee un ein Grafftsteine mit sien Name d’r up. Un all süwer un skier. De Frou harrn Tranen in de Oogen. Na so völ Jahren Unsekerheit wuss de Familie nu, waar heej de letzde Rüst harr. Seej könen alltied weerkomen un Blaumkes up sien Grafft leggen.
Ein paar Stunden später waren sie wieder da. Sie hatten den Großvater gefunden, die Stelle und einen Grabstein mit seinem Namen. Und alles sauber und ordentlich. Die Frau hatte Tränen in den Augen. Nach so vielen Jahren (der) Unsicherheit wusste die Familie jetzt, wo er seine letzte Ruhe hatte. Sie können immer wiederkommen und Blümchen auf sein Grab legen.
In disse stille Maand mit de Trürdagen gahn de Gedachten taurügg an dej Mensken, dej d’r neit mehr bin. Man neit elk un ein is in Börkumer Sand begraven. De grote Platen an’t Kriegerdenkmal tellen dej Namen up, dej wiet weg van’t Eilandje elendeg tau Dode kwammen. Stewege Mannlü un junge Keerls hebben hör Leven laten, för well un för wat? Nood un Elend hett de Krieg brocht, Hartsehr un ein Meer van Tranen. Dat mutt man uk dej vertellen, dej vandage weer na ein harde Kurs un ein Führer bölken. Freede mutt d’r wesen mit alle Mensken un Nationen. Dat seggen uns dej, dej fallen bin.
In diesem stillen Monat mit den Trauertagen gehen die Gedanken zurück zu den Menschen, die nicht mehr sind. Aber nicht jeder ist im Borkumer Sand begraben. Die großen Platten am Kriegerdenkmal zählen die Namen auf, die weit weg vom Eiland entsetzlich zu Tode kamen. Kräftige Männer und junge Kerle haben ihr Leben gelassen, für wen und für was? Not und Elend hat der Krieg gebracht, Herzschmerzen und ein Meer von Tränen. Das muss man auch denen erzählen, die heute wieder nach einem harten Kurs und einem Führer brüllen. Frieden soll sein mit allen Menschen und Nationen. Das sagen uns die, die gefallen sind.
Vergeet hör neit!
Vergesst sie nicht!
Jan Schneeberg
Hinweis: Da auch die plattdeutsche Sprache - wie grundsätzlich jede Sprache - oft erst sinnentnehmend erschließbar wird, wurden zum besseren Verständ- nis der Sprachbildung an speziellen Stellen eine fast wörtliche Übersetzung von Teilsätzen und Begriffen innerhalb runder Klammern ( .. ) aufgezeigt.
Sprachausgabe des plattdeutschen Textes!
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