Alt - Borkum Der Strand um 1901 Der Strand um 1883 T O P T O P
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Im folgenden wirklich lustigen plattdeutschen Beitrag geht es um das Spinnen von Seemannsgarn. Münchhausen lässt Grüßen!
Isdern Gesundheit Isdern Gesundheit
Isdern Gesundheit
Eiserne Gesundheit
Geerd ohmke was bold veierteg Jahr tau Seej fahren. Man nu harr he dat Rieten in de Knaken un muss an Land blieven. As hum de Fründen fragten, hau dat wall komen was, dat he sien Teerjacke för alle Tieden uttrucken harr un hau de letztde Reise west was, begünn de Olle tau vertellen:
Onkel Geerd (Ohm – Oheim) war bald vierzig Jahre zur See gefahren. Aber nun hatte er das Reißen in den Knochen und musste an Land bleiben. Als ihn die Freunde fragten, wie das wohl gekommen war, dass er seine Teerjacke für alle Zeiten ausgezogen hatte und wie die letzte Reise gewesen war, begann der Alte zu erzählen:
„Unse Fissdamper lagg mit ein lüttje Ketelhavereej noordoost van Island, dicht bi Jan Mayen för Anker. T'was Sönndag, ein warme Sömmerdag, bloot twalv Grad Kolde. Ji mutten weiten, dat wi in de letztde Tied alltied so um darteg Grad under Null harrn.
„Unser Fischdampfer lag mit einer kleinen Kesselhavarie nordöstlich von Island, dicht bei Jan Mayen (373 qkm große Vulkaninsel, ca. 600 km nordöstlich von Island) vor Anker. Es war Sonntag, ein warmer Sommertag, nur zwölf Grad Kälte. Ihr müsst wissen, dass wir in der letzten Zeit immer so um dreißig Grad unter Null hatten.
De Seej was so blank as'n Speigel, gein Spierke krüseln up't Water. As ik nu so in Gedanken an de Reling satt, kreeg ik up mal so'n Jank na ein lecker Sönndagsbraa. Elke Dag Fiss hangt eine bi lüttjen tau de Hals ut, de Menske will uk ja mal ein bitje wat anders in de Pott. Ik makde unse lüttje Bibootje klar un wull na't Eiland Jan Mayen rover, Sneehasen off Sneejhaunder skeiten. Nu was ik all ein Keteier underwegens, daar sagg ik miteins ein Walfiss, dej liek up mien Bootje taustürde. Du leiwe Tied, he kwamm heil dicht bi mi un ehrder dat ik hum doodskeiten kunn, floog ik all mit mien Bibootje dör de Lücht un futt weer andaale in dat iskolde Ismeer.
Die See war so blank wie ein Spiegel, kein bisschen kräuseln auf dem Wasser. Als ich nun so in Gedanken an der Reling saß, bekam ich auf einmal (so) ein heftiges Verlangen nach einem leckeren Sonntagsbraten. Jeden Tag Fisch hängt einem bei Kleinem aus dem Hals raus, der Mensch will auch ja mal ein bisschen was anderes im (in den) Topf. Ich machte unser kleines Beiboot klar und wollte nach der Insel Jan Mayen rüber, Schneehasen oder Schneehühner schießen. Nun war ich schon eine Viertelstunde unterwegs, da sah ich plötzlich einen Wal(fisch), der gerade auf mein Boot zusteuerte. Du liebe Zeit, er kam ganz dicht zu mir und bevor ich ihn totschießen konnte, flog ich schon mit meinem Beiboot (hier Bootchen) durch die Luft und gleich wieder runter in das eiskalte Eismeer.
Daar gafft nu anders nix tau overleggen, ik swumm an de dicke Walfiss ran un klauterde up sien Rügge. Daar satt ik nu hoog un drög as'n Rieder up Peerd un weihde mit mien grote rode Snöttdauk, wat ik man even kunn, umdat mien Lü van de Damper mi tau Hülpe kwammen. Ik sagg noch nett, dat seej ein Boot tau Water leiten.
Da gab es nun (anderes) nichts zu überlegen, ich schwamm an den dicken Wal(fisch) ran und kletterte auf seinen Rücken. Da saß ich nun hoch und trocken wie ein Reiter auf (dem) Pferd und wehte mit meinem großen roten Taschentuch (hier: Schnäuztuch), wie ich nur eben konnte, damit meine Leute von dem Dampfer mir zu Hilfe kamen. Ich sah gerade noch, dass sie ein Boot zu Wasser ließen.
- Ssagebuck – daar dukte mien Walfiss under mi weg un ik mit hum! Ik wuss wall, dat he na ein kaart Settje weer hoog muss, um Lücht tau haalen. So bleev ik gerüst up de weike Speckrügge sitten. Harr ik dat man laaten. Dör mien Reise under Water bleev dat neit ut, dat ik menneg Liter Water sluukde un dat sull mien Verdarv wesen.
– verflixt noch mal (Fluch, wörtlich Sägebock) – da tauchte mein Wal(fisch) unter mir weg und ich mit ihm! Ich wußte wohl (bestimmt), dass er nach einer kurzen Zeit wieder hoch musste, um Luft zu holen. So blieb ich getrost auf dem weichen Speckrücken sitzen. Hätte ich das nur gelassen. Durch meine Reise unter Wasser blieb das nicht aus, das ich eine Menge Liter Wasser schluckte und das sollte meine Verderben sein.
Ji weiten, dat Isen dör Water reusteg waart. Nu harr ik tau dej Tied ein isdern Gesundheit un dej was van dat Water, dat ik daal slukt hebb, nu reusteg. Nu bin ik van binnen heil un dall verreust, as ein old Isder, dat man in de Hauk smitt. Daar sitt ik nu un kann neit mehr völ, as mien Slaatje hen un her van de Stürboordsiet na Backboordsiet tau smieten. Dat will ik jau seggen, Lü: för Mensken mit isdern Gesundheit is Water drinken ein elendeg Malör!“
Ihr wisst, dass Eisen durch Wasser rostig wird. Nun hatte ich zu der Zeit eine eiserne Gesundheit und die war von dem Wasser, dass ich runtergeschluckt hatte, nun rostig. Nun bin von innen ganz und gar verrostet, wie ein altes Eisen, dass man in die Ecke wirft. Da sitze ich jetzt und kann nicht mehr viel, als meinen Kautabak hin und her von der Steuerbordseite zur (nach) Backbordseite zu werfen. Das will ich euch sagen, Leute: für Menschen mit eiserner Gesundheit ist Wasser trinken ein entsetzliches Unglück!“
Jan Schneeberg
Hinweis: Da auch die plattdeutsche Sprache - wie grundsätzlich jede Sprache - oft erst sinnentnehmend erschließbar wird, wurden zum besseren Verständ- nis der Sprachbildung an speziellen Stellen eine fast wörtliche Übersetzung von Teilsätzen und Begriffen innerhalb runder Klammern ( .. ) aufgezeigt.
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