Alt - Borkum Der Strand um 1901 Der Strand um 1883 T O P T O P
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Der folgende plattdeutsche Beitrag verdeutlicht den Einfluss der französischen Besatzungszeit auf die hiesige plattdeutsche Sprache.
Besünder Woorden Besünder Woorden
Jan Schneeberg
Hinweis: Da auch die plattdeutsche Sprache - wie grundsätzlich jede Sprache - oft erst sinnentnehmend erschließbar wird, wurden zum besseren Verständ- nis der Sprachbildung an speziellen Stellen eine fast wörtliche Übersetzung von Teilsätzen und Begriffen innerhalb runder Klammern ( .. ) aufgezeigt.
Sprachausgabe des plattdeutschen Textes!
Start der Sprachausgabe: Mausklick auf das obige Dreieck
Besünder Woorden – haast vergeten Ut de Franzosentied
Besondere Worte – fast vergessen Aus der Franzosenzeit
Vör Jahr un Dag kwamm ik mit ein oldere Börkumer Heer in‘t Gespreck – over Börkumer Platt. Miteins see heej: kennst dat Woord “Rampelsant“? Noit hört.
Vor einiger Zeit (vor Jahr und Tag) kam ich mit einem älteren Borkumer Herrn ins Gespräch – über Borkumer Platt. Plötzlich sagte er: kennst du das Wort “Rampelsant”?
Dat is up hoogdüts „Stellvertreter“.
Nie gehört. Das ist auf hochdeutsch „Stellvertreter“
Van 1811 off an harr de Franzosenkaiser Napoleon dat Seggen over Oostfreisland un de junge Mannlü mussen Deinst daun in de französische Armee. Neit all, seej mussen ein Los trecken. Man kwamm d‘r van off, wenn man ein Ersatzmann bi de Hand harr, dej man betahlen muss. Man seggt van 1.500 bit 3.000 Rieksdaler.
Aber 1811 hatte der Franzosenkaiser Napoleon das Sagen über Ostfriesland und die jungen Männer mussten in der französischen Armee dienen. Nicht alle, sie zogen ein Los. Man konnte das verhindern (davon abkommen), wenn man einen Ersatzmann bei der Hand hatte, den man bezahlen musste. Man spricht von 1.500 bis 3.000 Reichstaler.
Disse „Stellvertretungen“ neumde de Franzmann „remplacements“ un de Oostfreisen seen van Rampelsant.
Diese „Stellvertretungen“ nannte der Franzose „remplacements“ und die Ostfriesen sagten (von) Rampelsant.
De französische Sprake was uk „Amtssprake“ un verskeiden Woorden bin uk in uns Platt hangen bleven. Lü, dej d‘r wall Künde van hebben – so as Gerhard Canzler in Nörden – hebben dat sekür upskreven.
Die französische Sprache war auch Amtssprache und verschiedene Wörter sind bei uns im Platt hängen geblieben. Leute, die davon Ahnung haben (kundig sind) – so wie Gerhard Canzler in Norden – haben das genau aufgeschrieben.
trankiel > Neit benaut, midden in de Wereld.
trankiel > nicht ängstlich, mitten in der Welt (französisch tranquille, ruhig, still).
Ledekanten > Ein grote Stapp vörut: ut de Butze, dej bitieden freewat mulsterg was, in de grote Bedden.
Ledekanten > Ein großer Schritt voraus: raus aus dem Alkoven, der zeitweise oft muffig war, in die großen Betten (frz. lit de camp).
Klör > Wat hest ein moje Klör in‘t Gesicht.
Klör > Was hast du eine schöne Farbe im Gesicht (frz. coeleur).
Filapper > för Schmetterling.
Filapper > für Schmetterling (frz. phalène – Nachtfalter).
Kanker > för Krebs.
Kanker > für Krebs (frz. Cancer).
Kumpelment > för Gruß, Empfehlung – mit beste Kumpelmenten.
Kumpelment > für Gruß, Empfehlung – mit beste Grüßen, Empfehlungen (frz. Compliment).
Rapaillje(pack) > Sootje, elendeg Volk.
Rapaillje(pack) > schlechte, verruchte Gesellschaft, entsetzliches Volk (frz. Racaille).
mit‘n Schamp > in‘t Vörbigahn mit ein Kiek seihn.
mit‘n Schamp > im Vorbeigehen mit einem Blick sehen (frz. champ visuel).
Flören > Flieder.
Flören > Flieder (fleur – Blume).
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